Weinbergführung zu historischen Rebstöcken
Mit dem Naturparkführer des Naturparks Hessischer Spessart, Hans-Joachim Bier-Kruse, entdeckten am Wochenende 15 Teilnehmer am Steinauer Weinberg die Geschichte des Weinanbaus und erfuhren Wissenswertes aus der Natur und der Geologie. Außerdem gab es eine Verkostung des Steinauer Weins.
Langsam sprießen die Blätter der an die 200 Jahre alten, historischen Weinstöcke am Steinauer Weinberg. Dennoch muss der Betrachter ganz genau hinschauen, um die beiden Rebstöcke inmitten des grünen Busch- und Baumbewuchses zu entdecken. Dies war die erste Aufgabe der interessierten Gäste und einigen, wie dem Steinauer Ehrenbürger Horst Buß gelang es auch den noch relativ kahlen Rebstock, der sich an einem Wildbirnenbaum emporreckt auszumachen.
Fotos des Naturerlebnisführers aus Sommertagen zeigen die Weinblätter und Weintrauben im Blätterdach des Birnbaums deutlich.
Es ist schon etwas ganz Besonderes, dass diese Riesling-Weinstöcke sowohl die Reblaus als auch die späteren Nutzungen des Geländes überlebt haben. Deshalb sind die gerade eher unscheinbaren Pflanzen jetzt als Naturdenkmal ausgewiesen worden und sollen künftig durch die Weinbruderschaft des Steinauer Geschichtsvereins betreut und gepflegt werden.
Diese historischen Rebstöcke bildeten während der Führung eine angemessene Kulisse für einen Ausflug in die über 700 Jahre alte Geschichte des Steinauer Weinanbaus, aus deren letzter Periode sie stammen.
Der Weg führte die Gruppe zum Muschelkalkriff des Weinbergs. Hier erinnert der Bewuchs an die Flora der Toskana. Der Naturerlebnisführer zeigte anhand einer geologischen Karte die Zusammenhänge und Besonderheiten des Schlüchterner Beckens und überlegte mit den Teilnehmern gemeinsam, welche Vorteile dieser Untergrund für den Weinanbau haben könnte.
Im vergangenen Jahrhundert waren hier noch professionell Steine abgebaut worden, die mit einer Seilbahn abtransportiert wurden.
Seit drei Jahren baut die Weinbruderschaft des Steinauer Geschichtsvereins an historischer Stätte wieder Wein an. Allerdings in erheblich geringerem Ausmaß als in der letzten Weinbauperiode vor Ort vor 200 Jahren geschehen. Deutlich wurde das für die Teilnehmer der Weinbergführung beispielweise im Wald am Hühnerpfad. Hier sind die ehemalige Streifenäcker gut sichtbar. Viele große und kleine Steine sind zu Riegeln aufgeschichtet worden, um die Flächen dazwischen landwirtschaftlich nutzen zu können, wahrscheinlich zum Weinanbau. Die Steinwälle dienten zudem dazu die Weinreben vor Wind zu schützen. Außerdem speichern Steine tagsüber die Sonnenwärme und geben diese langsam ab, was den Wärme liebenden Weinreben ebenfalls gut tut.
Im Weingarten der Weinbruderschaft wachsen die Rebsorten Phönix und Regent sowie eine Reihe Riesling, der aus den überlebenden, historischen Reben gezogen worden war. Hans-Joachim Bier-Kruse gab hier einen Einblick in die Methoden des Weinanbaus und der Weinherstellung und erläuterte, dass Phönix als Weißwein und Regent als Rotwein ausgewählt worden waren, weil sie relativ resistent gegen falschen Mehltau seien.
Es folgte eine kleine Weinprobe in der von der Weinbruderschaft gebauten Schutzhütte, wobei die Gäste die Steinauer Weine im Vergleich zu Weinen derselben Rebsorten von der Nahe verkosten durften. In einem Fragebogen hielten die Teilnehmer ihre Ergebnisse durch anschauen, riechen und schmecken fest.
Obwohl der Steinauer Weinberg geografisch eher dem Vogelsberg zuzurechnen ist, gehört er zum Naturpark Hessischer Spessart, denn dieser Zweckverband bezieht alle Gebiete seiner beteiligten Städte und Gemeinden mit ein.
Die nächste Weinbergführung des Naturparks Hessischer Spessart ist am 14. Juli 2019.
Fotos: Genussvoll verkosten die Teilnehmer den Wein des Steinauer Katharinengartens im Vergleich zu Weinen derselben Rebsorte aus der Nahe und halten ihre Ergebnisse schriftlich fest.
Steinaus Ehrenbürger Horst Buß rahmte einen der historischen Rebstöcke ein.
Ein Artikel der Kinzigtal Nachrichten vom 21. Mai 2019
Text und Bilder Barbara Kruse