Stadtgeschichte

Die Stadtgeschichte von Steinau a.d.Str.

Die zentrale Lage Steinaus im Kinzigtal zwischen Vogelsberg und Spessart bestimmte die Entwicklung der Stadt und verhalf der Siedlung zu Bedeutung. Die „Kinzigstraße“ verband West-, Mittel- und Ostdeutschland, die Alte Weinstraße führte vom Spessart hinauf in den Vogelsberg. Auf dem Eselsweg zogen Krieger und Kaufleute, kaiserliche Kuriere, Bischöfe, Grafen und Ritter ebenso wie arme Bauern. Berühmt wurde er durch die Orber Salzkarawanen, die mit ihren mit schweren Salzsäcken beladenen Eseln entlang zogen und diesem Weg seinen noch heute geläufigen Namen gaben. Der Weg selbst verläuft von Schlüchtern bis Großheubach am Main.

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Am Kreuzungspunkt dieser Straßen wurde die wirtschaftliche Entwicklung der alten Stadt begünstigt.

Ihren Namen hat die Stadt Steinau von den Alemannen, die das Kinzigtal in der Zeit vom 3. bis 6. Jh. besiedelten. Steinau oder Steinaha, wie der Ort damals genannt wurde, bedeutet Stelle am steinigen Wasser. Der Zusatz „an der Straße“ im Stadtnamen weist auf die Lage von Steinau an der alten Handelsstraße von Frankfurt nach Leipzig hin.

5. Jh. Fränkische Heerscharen vertreiben die Alemannen aus dem Gebiet, in dem heute Steinau an der Straße liegt.

8. Jh. Beginn der Geschichte der Stadt Steinau, erste schriftliche Zeugnisse im Kinziggebiet, iro-schottische Mönche christianisieren das Gebiet.

um 900 wird das Gebiet um Steinau von Fulda kirchlich verwaltet.

13. Jh. Mitte dieses Jhs.gerät das Dorf Steinau durch Lehen und Heirat an die Grafen von Hanau.

ca. 1273 gelangen Burg und Dorf Steinau durch Heirat Elisabeths, der Tochter des Grafen von Rieneck-Rotenfels mit Ulrich von Hanau in den Besitz der Grafen von Hanau.

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1273 Erstmalige Erwähnung der Katharinenkirche. Sie ist Steinaus ältestes Gebäude.

4.7.1290 Steinau erhält die Stadt- und Marktrechte von König Rudolf von Habsburg verliehen. Die Verleihung dieses Privilegs hat einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge. Da der Verkehr an der Reichsstraße von Frankfurt nach Leipzig stetig zunimmt, erscheint schon bald „Steyna an der Straße“ in den alten Aufzeichnungen. Seit dieser Zeit wird alljährlich am Wochenende nach dem 25. November der traditionelle Katharinenmarkt gefeiert. Die heilige Katharina ist die Schutzheilige der Stadt und Namensgeberin des Marktes. Außerdem ziert sie das Stadtwappen von Steinau. Ihr Namenstag ist am 25. November.

Gefüllte Lager und das große Warenangebot rufen im Mittelalter Räuber und Plünderer auf den Plan.

14. Jh. Die Hanauer Grafen unter Ulrich II. lassen für den Stützpunkt ihrer Obergrafschaft, Steinau, eine Stadtmauer errichten.

15. Jh. Bedingt durch eine rasch anwachsende Bevölkerung wird der erste Mauerring bald zu eng und man beginnt mit einer Erweiterung der Mauern.

ca. 1430 Als äußeres Vorwarnsystem entstehen die Marborner, die Seidenröther, die Bellinger- und die Ohlwarte, die dem damaligen, teilweise heut noch sichtbaren, Landwehr verbunden waren.

1481 Der Neubau der Katharinenkirche ist beendet.

1543 Reformation in Steinau

1528-1555 Bau des Schlosses auf dem Grund der alten Burg

1561 Auf dem Marktplatz, dem sog. Kumpen (= Brunnen, Trog) wird der Bau des Rathauses fertiggestellt.

1562 Das Amtshaus wird fertiggestellt. Steinau wird zum gerichtlichen Mittelpunkt in der Obergrafschaft Hanau. Neben einer bescheidenen Landwirtschaft dominiert das Handwerk. Entlang der Frankfurt-Leipziger Straße erlebt das Dienstleistungsgewerbe eine Blüte: Hufschmiede, Wagner und Sattler sind unentbehrlich genauso wie zahlreiche Herbergen und Gasthäuser.

1634 Die Kroaten wüten in Steinau.

1635 Der 30jährige Krieg hinterlässt auch in Steinau seine Spuren, so sterben in diesem Jahr 564 Einwohner. Die Innenstadt ist zu Kriegsende weitgehend zerstört. Noch 1694 liegen einstmals bestellte Äcker brach.

1730-1777 Der Großvater der weltberühmten Märchensammler Jacob u. Wilhelm Grimm, Pfarrer Friedrich Grimm, predigte in dieser Zeit als reformierter Pfarrer in der Steinauer Katharinenkirche.

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1731 Die lutherische Reinhardskirche wird eingeweiht.

1791-1798 Die Familie des Amtmanns Philipp Wilhelm Grimm lebt mit ihren sechs Kindern bis zum Tod des Vater 1796 im Steinauer Amtshaus. 1798 verlassen Jacob u. Wilhelm Grimm Steinau um das Lyceum in Kassel zu besuchen.

18. Jh. Bis zu dieser Zeit hat sich das Stadtgebiet nicht ausgeweitet.

19. Jh. Steinau erhält einen Anschluss an die Bahnlinie Frankfurt – Fulda.

1898 erstmaliger Einstieg in die Tropfsteinhöhle

Anfang 20 Jh. Land- und Forstwirtschaft sowie Handwerk und Kleingewerbe zählen zu den Haupteinnahmequellen der Steinauer. Mit Ausnahme der Wagenfabrik Romeiser ist an eine Industrialisierung Steinaus kaum zu denken. Um die Jahrhundertwende steht die Fabrik in voller Blüte, so dass 1904 sogar die Adam Opel AG an einem Ankauf interessiert ist, um Teile ihrer Produktion nach Steinau auszulagern.

1914/18 Der Erste Weltkrieg bringt auch für Steinau Notzeiten. Lebensmittel, Textilien sowie andere lebenswichtige Stoffe werden rationiert. Zu Ende des Krieges ist fast in jedem Haus Militärpersonal einquartiert. Die heimgekehrten Soldaten werden durch eine im Schloss eingerichtete Feldküche versorgt.

1929 In Zeiten großer Arbeitslosigkeit ist die Entscheidung von Max Wolf, die Dreiturm-Seifenfabrik aus Platzgründen von der Nachbarstadt Schlüchtern nach Steinau zu verlegen, ein Lichtblick. Nach dem zweiten Weltkrieg wächst die Stadt Steinau rasch und weitere Industriebetriebe siedeln sich an.

1964 Weihe der katholischen St. Pauluskirche

1970-1974 Die Orte Bellings, Marborn, Seidenroth, Marjoß, Sarrod, Ulmbach, Rabenstein, Rebsdorf, Uerzell, Neustall, Klesberg und Hintersteinau werden im Rahmen der Gebietsreform zur Stadt Steinau eingemeindet.

1994 Mit der Fertigstellung der A 66 bis zum Distelrasen bei Schlüchtern erhält Steinau einen Anschluss an das Netz der Bundesautobahnen, was die Ausweitung des Industriegebietes zur Folge hat.

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1996 Das Industriegebiet Steinau-West, unmittelbar an der A 66 gelegen, wird großflächig erweitert.

1998 Zusammen mit der Brüder Grimm-Gesellschaft Kassel wird im ehemaligen Steinauer Amtshaus das Brüder Grimm-Haus Steinau eröffnet. Das Brüder Grimm-Haus-Steinau ist die in Deutschland einzige noch erhaltene Wohnstätte der Märchensammler Jacob und Wilhelm Grimm.

2006 In der direkt gegenüber dem ehemaligen Amtshaus (heute Brüder Grimm-Haus Steinau) befindlichen Scheune wird das Museum Steinau…das Museum an der Straße eingeweiht.

2007 Die Stadt Steinau erhält den Namenszusatz und heißt von nun an Brüder-Grimm-Stadt Steinau an der Straße.

Neben der Industrie hat sich Steinau als Ausflugs- und Kulturstadt einen Namen gemacht. Alljährlich kommen zahlreiche Besucher nach Steinau um das Marionettentheater „Die Holzköppe“, das Brüder Grimm-Haus Steinau, das Renaissanceschloss, die Tropfsteinhöhle, das Museum Steinau und den Erlebnispark Steinau zu besuchen.

(Die vollständige Geschichte der Stadt ist in der von Ehrenbürgern verfassten 3-Bänden „Geschichte der Stadt Steinau a. d. Str.“ zu entnehmen)

Quelle: Verkehrsbüro Stadt Steinau an der Straße