Böllerschüsse zur ersten Weinlese
Weinbruderschaft Steinau erfreut über unerwartete Menge
Die Steinauer Weinbruderschaft hat schon im zweiten Jahr ihren Erstlingswein geerntet. Normalerweise erfolgt die erste Weinlese ein Jahr später. Rund 600 Flaschen Wein wird diese Lese ergeben.
Dieser Erstlingswein, der schon im zweiten Jahr geerntet wird, ist eine „Zugabe“, erklärt Thorsten Dietrich von der Weinbruderschaft.
Man lege es nicht darauf an, schon im zweiten Jahr zu ernten, sondern ein Jahr später.
Zudem waren die natürlichen Voraussetzungen nicht gerade ideal für die empfindlichen Weißweinpflanzen: Einmal gab es Frost von minus 15 Grad, was für die Reben strapaziös sei, die auch erfrieren können. Zudem gab es vom 19. auf den 20. April noch einmal minus fünf Grad – das sei normalerweise verheerend für die Weißweinpflanzen.
Wurden bei der Weinlese 1827 um 7 Uhr die Glocken geläutet, wie ein historisches Dokument berichtet, so waren 190 Jahre später Böllerschüsse am Steinauer Weinberg zu hören.
Bevor geerntet werden konnte, galt es, die Netze zu entfernen. Das Wetter machte
es den Weinbauern nicht gerade einfach. Als diese morgens um 8 Uhr zur Lese anrückten, regnete es in Strömen und der lehmige Boden hing in dicken Schollen an den Schuhen.
Schnell waren die Reben für den Weißwein geerntet. Sie wurden zum Anwesen von Michael Fuchs gebracht, wo die „Phönix“-Trauben gewaschen, gemaischt und mit einer Presse, die einst Paul Frohn gehörte und die von Michael Fuchs liebevoll restauriert wurde, gepresst wurden: 250 Liter Saft kamen heraus, die 58 Grad Oechsle hatten. Dies ist die Maßeinheit für das Mostgewicht des unvergorenen Traubensaftes. Es zeigt, wie viel Gramm ein Liter Most mehr wiegt als ein Liter Wasser.
Der Saft wurde zu einem Winzer in die Pfalz gefahren, wo er in den eigens angeschafften Fässern „ausgebaut“, das heißt zu Wein verarbeitet wird, denn die Mitglieder der Weinbruderschaft wollen sichergehen, dass ein trinkbarer Wein entsteht. Wenn der Saft durchgegoren ist, wird der Wein in Flaschen abgefüllt.
Davon gehen zehn Prozent an den Geschichtsverein und zehn Prozent an die Stadt Steinau für repräsentative Zwecke. Die restlichen Flaschen werden auf die Mitglieder der Weinbruderschaft verteilt.
Der rote „Regent“ brachte 300 Liter Saft. Dessen Bearbeitung erfolgt auf andere Weise. Die Beeren, die rund 80 Grad Oechsle hatten, mussten nach dem Waschen per Hand von den Stielen getrennt werden. Erst danach konnte gemaischt werden.
Die Maische stand drei Tage zum Gären im Wintergarten von Oskar Müller, der die Maische alle vier Stunden umrührte, bevor sie zum Winzer gebracht wurde.
Die Menge des Erstlingsweins sei nicht selbstverständlich. Für Dietrich und die Weinbrüder und -schwestern sei dies ein „freudiges und nicht zu erwartendes Ergebnis gewesen“.
Ein Artikel der Kinzigtal Nachrichten
Von Margit Strott-Heinrich