Nach der Ernte ist vor der Ernte, oder „Ein Jahr im Weinberg“

2017 war für die Weinbruderschaft 1670 in Steinau das 2. Jahr nach der Pflanzung der Rebstöcke.
Wir haben im September 2017 den Katharinengarten-Wein erfolgreich geerntet und dann im Februar 2018 erfolgreich in Flaschen abgefüllt.
Der Winter ist nun vorbei und die Temperaturen steigen wieder langsam.
Das heißt für uns, nach der Ernte ist vor der Ernte und wir müssen den Weingarten wieder für die kommende Wachstumsphase und Ernte vorbereiten.

Die Maßnahmen
Die erste Maßnahme für unser 3. Weinjahr im Katharinengarten, ist das Zurückschneiden der Triebe, sodass nur noch eine Rute stehen bleibt.
Mit fachmännischer Anleitung und Unterstützung von unserem Winzer Frank Dietrich aus Großkarlbach, wurden im März alle Weinstöcke entsprechend bearbeitet.
An einem weiteren Tag wurde unser Weingarten von allerlei Unrat befreit, der sich im Laufe des Winters angesammelt hatte. Hierbei waren fast alle Weinbrüder- und Schwestern anwesend, sodass die Arbeit schnell erledigt war.

Der Rebschnitt
Das Weinjahr beginnt im Januar, Februar und März, also vor dem Austrieb im Frühjahr, mit dem Rebschnitt. Altes Holz wird entfernt und die Zahl der „Fruchtruten“ wird bestimmt. Eine geringe Anzahl an Fruchtruten ergibt oftmals einen hochwertigeren Wein, da die wertvollen Inhaltsstoffe nicht auf zu viele Trauben verteilt werden müssen. Der Schnitt ist im Prinzip eine Ertragssteuerung zu Gunsten der Qualität.

Biegen und Binden der Reben
Im März und April, wenn die Reben anfangen zu „bluten“ – so nennt man den Saftaustritt an den Schnittwunden – werden die Fruchtruten nach unten gebogen und gebunden. Bei diesen Bindearbeiten stehen die Winzer oft im wahrsten Sinne des Wortes „im Regen“ – und das auch noch gerne, denn die feuchte Witterung verhindert, dass die Ruten beim Biegen brechen. Durch das Biegen und Binden wird eine gleichmäßige Verteilung der Triebe erreicht. Die Rebe wird sozusagen in Form gebracht. Man spricht auch von der Reberziehung.

Pflanzenschutz
Ende April/Anfang Mai kommt es zum Austrieb. Nun beginnt die Phase des Pflanzenschutzes gegen Pilzkrankheiten, wie den echten und falschen Mehltau. Dabei setzt die Weinbruderschaft auf alternative Pflanzenschutzmittel wie z.B. homöopathische  und Mittel aus der biodynamischen Landwirtschaft.

Beim biodynamisch orientierten Weinbau werden verschiedene Maßnahmen des Biologischen Pflanzenschutzes bzw. Integrierten Pflanzenschutzes in sehr strenger Form angewendet. Das gesamte Ökosystem und deren natürlichen Ressourcen werden geschont und die Lebensprozesse im Zusammenwirken irdischer und kosmischer Kräfte gezielt gefördert. Das Hauptaugenmerk gilt den Arbeiten im Weinberg. Der Rebschnitt, das Düngen, das Jäten und auch die Ernte richten sich nach einem Aussaatkalender. Der Boden ist mit Kompost zu revitalisieren und mit Mineralien zu behandeln, damit er wieder zum Lebensraum vielfältiger Mikroorganismen mit natürlichem Gleichgewicht wird. Die Biodiversität (Erhaltung der Artenvielfalt) und Nachhaltigkeit spielen eine große Rolle.

Zusätzlich zu den Methoden des Biologischen Weinbaus wird zur Stärkung der Naturkräfte der Weinrebe und zur Aktivierung der Lebensvorgänge im Boden der Einsatz spezieller Mittel vorgeschrieben. Eine zentrale Rolle als Düngemittel spielt dabei das Horn von Rindern, das in Verbindung mit anderen Stoffen wie Kuh- oder Pferdedung oder Quarzstaub in geringsten, homöopathischen Dosen (nur wenige Gramm/Hektar) verwendet wird. Es werden Pflanzenstärkungsmittel mit widerstandsfördernder Wirkung gegen Schadorganismen verwendet. Zum Beispiel sind Aufgüsse von Kräutern oder getrocknete Kräuter sehr positiv für die Rebe. Brennnesseln sorgen für Ausgewogenheit und Harmonie im Weingarten. Dabei sind immer kosmische Kräfte wie die Mondphasen und auch andere Gestirns-Konstellationen zu berücksichtigen. Speziell aber jene des Mondes beeinflussen gemäß Biodynamik-Lehre maßgeblich die Entwicklung der irdischen Pflanzen.

Laubarbeiten
Während der ganzen Wachstumsperiode zwischen Juni und August sind die Weingärtner mit Laubarbeiten beschäftigt. Zum Teil werden die Triebe festgebunden, um sie vor Windbruch zu schützen. Auch müssen nun durch den Laubschnitt Blätter entfernt werden, um die Durchlüftung der Rebanlage zu fördern. Bei Regen trocknet diese dann besser ab und die Voraussetzungen für einen Pilzbefall werden verringert.

Wenn Mitte bis Ende August die Reifephase eintritt, beginnen die Weingärtner mit der sogenannten „grünen Lese“. Durch das Entfernen einiger schon erbsengroßen Beeren erhalten die verbleibenden Beeren mehr Kraft. Die entlasteten Rebstöcke erreichen dadurch einen besseren Qualitätsbereich.

Die Winterruhe
Nach dieser Strapaze haben sich Winzer und Weinberg eine Pause verdient. Doch der Winzer muss noch einmal „ran“. Der Weinbergsboden, der durch die Lesearbeiten stark zertreten ist, wird ein letztes Mal umgepflügt. Dann deckt meist auch schon der erste Schnee den Weinberg zu.

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