Weinbruderschaft nimmt schon nach zwei Jahren ersten Jahrgang entgegen

Als „hochwertigen und sehr leckeren“ Wein bezeichnete die amtierende Rheingauer Weinkönigin Tatjana I. das Ergebnis der ersten Steinauer Weinlese der Neuzeit. Endlich war der Moment da, an dem die Mitglieder der Weinbruderschaft „Ad via Regia a. D. 1670“ ihren Wein in Empfang nehmen konnten.

Das war in sofern schon eine kleine Sensation, da normalerweise die erste Weinlese erst nach drei Jahren stattfindet. Die Steinauer konnten die Früchte ihrer Arbeit im Weinberg schon nach zwei Jahren ernten. „Was als vage Idee begann, wird jetzt Realität in unseren Gläsern“, freute sich Kapitel Dr. Thorsten Dietrich. Die Weinernte des ersten Jahres erbrachte ein Ergebnis von etwa 500 Litern Wein, und vom Trester wurde Grappa gebrannt.

Beim Rebensaft sind 50 Prozent Weißwein der Rebsorte Phönix und 50 Prozent Rotwein der Rebsorte Regent. Das bedeutet, dass jeder Parzelleninhaber 20 Flaschen Wein bekommt. Jeweils 60 Flaschen erhalten die Stadt und der Geschichtsverein in diesem Jahr für repräsentative Zwecke.

Zum Bedauern vieler Steinauer darf der Wein aufgrund des Deutschen Weingesetzes nicht verkauft werden. Allerdings wird es wohl beim Märchensonntag die Möglichkeit geben, den Wein zu probieren.

Und weil Steinau zum Wein-Regierungsbezirk Rheinhessen gehört, hatte man sich eine Weinkönigin ins Haus geholt. „Die letzte königliche Hohheit war 1572 mit König Heinrich III. von Frankreich in Steinau, wo er im Schloss übernachtete. Er war auf dem Weg von Frankreich nach Krakau, wo er neben seinem Amt in Frankreich zum König von Polen und Litauen gekrönt wurde“, erklärte Dr. Thorsten Dietrich, der allen Unterstützern, Helfern und den Weinbrüdern für ihr Engagement dankte.

„Ich bin Weinkönigin und ganz normale Winzerin“, erklärte Tatjana I. Schmidt, die wie die Steinauer im vergangenen Jahr ihren ersten Wein abfüllte. Sie sei noch nie so weit im nördlichen Rheingau in einem Weinberg gewesen. Auch in Steinau sei sie noch nie gewesen oder habe gar aus einem historischen Glas wie dem der Steinauer getrunken. Sie zeigte sich angesichts des Engagements der Weinbruderschaft begeistert. So wie kurze Zeit später über die Qualität deren ersten Weins.

„Schon vor mehr als 1000 Jahren soll in der Region der erste Wein angebaut worden sein, und der Wein aus dem Kinzigtal wurde bis an den Wiener Kaiserhof geliefert“, wusste Landrat Thorsten Stolz. Das Engagement der Weinbruderschaft zeuge von einer geschichts- und traditionsbewussten Bürgerschaft. „Um eine solche Idee umzusetzen, muss man schon ein bisschen verrückt sein“, feixte der Landrat.

Bürgermeister Malte Jörg Uffeln würdigte die Arbeit der Weinbauern. Es sei viel geleistet worden am Weinberg, und wohl keiner habe mit einer Weinlese schon in 2017 gerechnet, so Uffeln, der den Weinbrüdern für die Zukunft viel Kraft wünschte, um dieses kulturhistorische Erbe weiter fortzuführen.

Stolz zeigte sich auch der Vorsitzende des Geschichtsvereins, Hans-Joachim Knobeloch, dass man nach rund 150 Jahren wieder Steinauer Wein verkosten konnte. Er ging auf den Werdegang der Weinbruderschaft ein und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die historischen Weinstöcke, die man vor einigen Jahren fand, zu Kulturdenkmälern erklärt werden.

Die Weinkönigin durfte an diesem Abend alle Erzeugnisse der Weinbruderschaft mit nach Hause nehmen, ebenso wie einen Füller, den Adolf Fuchs aus einem Weinstock gedrechselt hatte. Man genoss den Wein und feierte diesen in fröhlicher Runde. Musikalisch umrahmte der Steinauer Musikverein die Veranstaltung.

Ein Artikel der Kinztigtal Nachrichten vom Mai 2018
VON MARGIT STROTT-HEINRICH

Bilder Uli Med