Weinbruderschaft baut Trockenmauer am Katharinengarten
Die Weinbruderschaft des Geschichtsvereins Steinau nutzte die Zeit der Kontaktbeschränkungen dazu, um ihren Weingarten um ein Element des nachhaltigen Naturschutzes zu erweitern. Die 16 Meter lange Trockenmauer aus historischen Steinen dient als Wärmespeicher.
Sie bietet Zauneidechsen, Weinbergschnecken und Blindschleichen Lebensraum. Erika Schultheis erarbeitete einen Bepflanzungsplan mit winterharten Kräutern im Hang, den die Trockenmauer abschließt. „Ich stelle mir vor, dass der Bereich in der Blüte wunderschön aussieht und duftet“, freut sich das Mitglied der Weinbruderschaft über die biologische Aufwertung des Hanges. Alte und vergessene Gehölze wie Speierling, Mispel, Quitte, Mandel und Ahorn hatten in den Jahren zuvor einen Platz am kleinen Hang oberhalb der gepflanzten Weinreben gefunden. Eine Beschriftung der Gehölze mit ihren Namen und den Spendern erfolgt durch eigens dafür getöpferte Tontafeln.
Von den Polsterstauden und Kräutern werden in den kommenden Jahren immer welche blühen und damit Futter für zahlreiche Insekten bieten. Aus heimischen Gärten von Mitgliedern der Weinbruderschaft sind ein großer alter Salbei, Zitronenmelisse, Thymian und weitere Kräuter an den Weinberghang „gewandert“. Verschiedene Lavendelsorten sind gepflanzt und für Ende Juni wird eine Lieferung mit winterharten Kräutern wie sibirischem Basilikum, französischem Rosmarin, Zitronenquendel, Zwergsalbei und sibirischem Oregano erwartet.
Die Pflanzen werden in 20 Zentimeter tiefen, aufgebrachten Mutterboden gepflanzt. Ein großes Insekten- hotel ist vorhanden. Die Pflege und Unterhaltung des Kräuterhangs am Weingarten übernehmen die Weinbrüder selbst. Der Katharinengarten sei in der „Entdeckertour“ der Kreiswerke unter den Top 100 Orten im Main-Kinzig-Kreis, die man besucht haben sollte, freut sich der Vorsitzende des Kapitels, Thorsten Dietrich.
Wahrhaft historisch sind die Sandsteine, aus denen die Trockenmauer entstand: Sie stammen vom historischen Rathaus in Steinau, dessen Bau 1561 fertiggestellt worden war und an dessen Umbau in den 1960er Jahren durch die Firma Frischkorn zwei der besonders aktiven Weinbrüder als Maurer beteiligt waren. Die Steine blieben übrig – und lagen unter einem großen Haufen auf dem Firmengelände seit 60 Jahren versteckt. Die Weinbrüder legten den Steinhaufen frei und verwendeten die bis dato nicht berücksichtigten Steine.
Die Familie Frischkorn spendete der Weinbruderschaft die Steine für diesen Zweck. Hans Müller, Oskar Müller – beide waren bereits am Rathausumbau von November 1962 bis zu dessen Fertigstellung 1965 beteiligt gewesen – und Adolf Fuchs errichteten die Trockensteinmauer in alter Handwerkskunst, also ohne Mörtel und Zement. Verwendung fanden lediglich Lehm und Erde in den Fugen, die nun mit blühenden Steingewächsen besiedelt werden sollen.
Das alte Handwerk, das zum Setzen von Trockenmauern notwendig ist, beherrschen heute nur noch wenige Fachleute. Ob behauene oder naturbelassene Sandsteine, die drei ehrenamtlichen Facharbeiter und Helfer aus der Weinbruderschaft verarbeiteten sie zu einem wunderschönen Stück Mauer, das auch ohne Bepflanzung ein echter Hingucker ist. Zuvor galt es, den Hang von Brombeer-Ranken und Heckenrosen zu befreien. Bei den Arbeiten hielten die Aktiven, die derzeit geltenden Abstandsregeln ein. 2017 war eine kleinere Trockenmauer vor der Schutzhütte am Weinberg entstanden. Die Weinbruderschaft fühlt sich dem biologisch-dynamischen Weinanbau am Steinauer Weinberg und der Umwelt verpflichtet. Weitere Infos im Internet. unter www.weinbruderschaft-1670.de
Ein Artikel der Fuldaer Zeitung, von Barbara Kruse. Fotos Uli Med