8. Jahrhundert: Mit der Christianisierung bekommt der Wein liturgische Bedeutung im Gebiet in und um Steinau, das um 900 von Fulda aus kirchlich verwaltet wird.
1319: Die Kirchengemeinde Steinau muss jährlich drei Ohm Wein als Zehnten an das Säkularkanonikerstift St. Peter und Paul zu Salmünster abführen. Der Wein stammt vom „Hundsrücker Berg“, dem „Steinesfeld“ und dem „Hang unterhalb der Marborner Warte“.
1431: Einträgen im „Alten Saalbuch“ von Steinau und entsprechenden Aktenbündeln lassen sich Ausführungen über die Anlage von Weingärten für Steinauer Bürger entnehmen. Reinhard, Graf von Hanau, und Dietrich II., Abt von Schlüchtern, einigten sich wegen ihrer Rechte an neuen Weingärten am „Bellingerberg“.
1464: Philipp, Graf von Hanau, ordnete an, dass niemand ohne Einverständnis der „Weinsetzer“ Wein einlagern dürfe, und dass jedes ausgeleerte Fass geeicht und das entsprechende „Ungeld“ von der ausgeschenkten Weinmenge gezahlt werden müsse.
1537: Ein Weingarten kostet 29 Gulden. 1538 wird ein an- derer auf 38 Gulden geschätzt. Ein Weingarten am Hundsrücker Berg, und zwar „am Hunerpfadt“, wurde mit 40 Gulden taxiert.
1545: Die Bürger bewirtschaften 190 Weingärten.
1591: Der „Schwaben von Schlüchtern“, der in Steinau die Weinreben geschnitten und junge Obstbäume „gepfropft“ hatte, erhält als Lohn 7 Weißpfennige.
1614: Die Einfuhr und der Ausschank von ausländischem Wein – insbesondere Frankenwein – wird verboten, damit der einheimische Weinbau sein Gewächs zu Geld machen konnte.
1660: Die Weinberge werden nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder in Kultur gebracht. Es erfolgt eine zweite Blütezeit des Weinanbaus.
Etwa 1720: Aufgabe der Weingärten aufgrund von Missernten und aufkommenden Tabak- und Hopfenanbaus.
1821: Wiederanpflanzung von Weinreben am Steinauer Weinberg. Das Areal war mit Eichen, Nuss-, Birn- und Zwetschenbäumen bestanden.
Ab 1836: Missernten, in deren Folge der Weinanbau aufgegeben wird.
2012: Zwei Weinstöcke (Rieslinge) aus der Anbauzeit von 1821 werden im Flurstück „In der Kehle“ wiedergefunden und im Auftrag von Horst Winkler durch eine Rebschule auf amerikanischer Unterlagenrebe veredelt.
2015: Gründung der „Weinbruderschaft ad via regia Anno Domine 1670“ innerhalb des Geschichtsvereins Steinau mit dem Ziel der Wiederbelebung des Weinanbaus in Steinau. Ein dritter Weinstock aus der Anbauzeit um 1821 wird gefunden.
2016: Wiederanpflanzung von Weinreben durch die Weinbruderschaft am Weinberg in der Flur 16, Flurstück 10 mit dem Flurnamen „Weinberg“. Die Rebsorten Regent und Phoenix werden je zur Hälfte auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern angebaut. 2017 folgen 100 veredelte Ableger der Rebstöcke von 1821
(Quelle: Ernst Hartmann, Geschichte der Stadt Steinau)
Ein Artikel der KN von Barbara Kruse / Bilder Uli Med