250 Liter frisch gepresster Traubensaft

Weinbruderschaft erntet im Steinauer Katharinengarten die Früchte ihrer Arbeit

Als die Mitglieder der Weinbruderschaft ad Via Regia damit beginnen wollten die 260 Phönix-Weißweinreben zu lesen, die sie erst im vergangenen Mai am Steinauer Weinberg gesetzt hatten, begann ein ordentlicher Regenschauer. An den Füßen der Hobbywinzer klebte der Lehmboden, so dass ihnen jeder Schritt schwerer wurde. Die Lese selbst dauerte nur eine knappe Stunde, weil viele Hände zupackten. Heraus kamen circa 250 Liter Traubensaft. Der lagert inzwischen in einem Stahlfass in der Pfalz.

Schon während der Lese sonderten die Weinbrüder einen großen Teil der faulen und eingetrockneten Weintrauben aus. Michael Fuchs presste die Trauben in seiner Scheune, nachdem sie gewaschen und gequetscht worden waren. Zuvor hatten weitere hilfreiche Hände ausgesondert, was an den Trauben nicht mehr frisch und einwandfrei aussah.
Durch ein Sieb lief der frisch gepresste Traubensaft in eine Tonne. Insgesamt circa 250 Liter frisch gepresster Traubensaft entstanden auf diese Weise.

Verladen in das Auto von Dr. Torsten Dietrich, dem Vorsitzenden der Weinbruderschaft, machte sich der Traubensaft auf zu dem Pfälzer Winzer, der die Trauben in den kommenden Monaten zu dem ersten Steinauer Katharinengarten-Wein seit vielen Jahren veredeln soll.

Erst vor einem guten Jahr hatten die Steinauer Weinbrüder, ebenfalls bei Regen, ihre Weinstöcke gesetzt. Zwischen den Weinreben galt es immer wieder das rasch nachwachsende Unkraut zu jäten. Die Pflanzen mussten angebunden und beschnitten werden. Als die Trauben langsam begannen zu reifen, schützten die Weinbrüder die Trauben mit Netzen. Den Zaun, der den Weingarten umgibt, versetzten die Weinbrüder mit Elektrizität, um ihre Trauben vor Waschbären zu schützen.

Im Winter waren beinahe alle Außentriebe der jungen Weinstöcke erfroren. Sie wuchsen zum Glück bei wärmerem Wetter wieder nach.

Dass die Reben bereits im ersten Jahr eine solch reiche Ernte tragen würden, hatten die Weinbrüder nicht erwartet. Es scheint daran zu liegen, dass der Boden ausgeruht ist, auf dem der Weingarten, der den Namen Katharinengarten trägt, angelegt ist.

Die Steinauer Weinbrüder sind geschichtsbewusst. So feuerte zu Beginn der ersten Weinlese im neuen Katharinengarten Helge Beck zwei Böllerschüsse ab.
Historisch belegt ist eine Weinlese am 8. Oktober 1827, die die Steinauer Bevölkerung damals zu einem freudigen Fest ausgestaltet hatte. Damals ging es am Morgen mit Musik aus Steinau hinaus auf den Weinberg. Nachdem dort der Choral „Nun danket alle Gott“ gesungen worden war, ließ man unter Pauken und Trompetenklängen und mit mehreren Salven der Schützen die Landesregierung hochleben. So ist es im dritten Band der Geschichte Steinaus von Ernst Hartmann nachzulesen.

Die modernen Steinauer Weinbrüder feierten am vergangenen Wochenende auch im Anschluss an die gemeinsame Arbeit mit frisch Gegrilltem und wie es sich für Freunde des Weins geziemt, mit Federweißem.

Noch reifen die roten Regent Trauben im Steinauer Weingarten. Sie sollen in zwei bis vier Wochen gelesen werden. Um Rotwein daraus zu machen, müssen die Trauben anschließend drei Tage lang alle drei Stunden bewegt werden. Auch diese Lese wollen die Steinauer Weinbrüder in Gemeinschaftsarbeit erledigen. Der konkrete Termin steht noch nicht fest, aller alle freuen sich bereits auf diese weitere neue Erfahrung.

Ein Artikel der „Gelnhäuser Neue Zeitung“
Text und Bilder von Barbara Kruse