Heimatforscher planen Bestandsaufnahme / Nächstes Treffen am 4. März

Das Kinzigtal – eine Weingegend? Was aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich klingt, ist indes historisch belegt. Das um 1320 gegründete Säkularkanonikerstift St. Peter und Paul zu Salmünster etwa, erteilte der zugehörigen Kirchengemeinde Steinau die Auflage, jährlich unter anderem drei Ohm Wein als Weinzehnten an das Stift zu liefern. Dabei handelte es sich um selbst angebauten Wein vom Hundsrücker Berg“, dem Steinesfeld“ und dem „Hang unterhalb der Marborner Warte“

Die „Weinbruderschaft ad via Regia 1670“ baut als Arbeitsgruppe des Geschichtsvereins Steinau in historischer Gemarkung seit 2016 wieder Wein an, in Neudorf wirken Hobbyweingärtner bereits einige Jahre länger. Sicher ist: Nicht nur in Steinau, sondern im gesamten Kinzigtal waren die Süd-, Südost- und teils auch die Südwesthänge in verschiedenen Zeitabschnitten mit Weinreben bepflanzt. 

Es sei überraschend, wie viel Weinbau es im Kinzigtal überhaupt gegeben habe, eröffnete Anita Schuldt ein erstes Treffen von Heimatforschern und Regionalhistorikern in Niedermittlau. Ziel der ehrenamtlichen Geschichtsforscher ist es, eine Karte zu erstellen, die zeigt, wo überall im Kinzigtal Wein angebaut worden ist. 

Mithilfe des Geoportals Hessen wollen die Forscher in einem ersten Schritt herausfinden, welche Gemarkungen früher Weinberge waren. Denn so manches Mal machen noch heute gültige Flurbezeichnungen wie „Wingert“ oder Ähnliches darauf aufmerksam, dass an diesem Ort einst Weinbau betrieben wurde. Diese Bestandsaufnahme wird zuerst in den Wohnorten derjenigen Geschichtsforscher, die anwesend waren, nämlich in Bad Soden-Salmünster, Gelnhausen, Hasselroth, Linsengericht, Rodenbach, Schlüchtern und Steinau, vorgenommen und in Excel-Tabellen festgehalten. 

Historische Rebstöcke bei Steinau sind im April vergangenen Jahres als Naturdenkmal ausgewiesen worden. Gleichzeitig sollen vorhandene Archive nach Quellen durchforstet werden, die etwas über den Weinanbau im Kinzigtal aussagen. 

So wird zum Beispiel bereits 1170 der Besitz von Weinbergen der Klöster Meerholz und Selbold in Gelnhausen erwähnt. Anzunehmen ist, dass der Weinanbau im Kinzigtal historisch noch viel weiter zurückliegt. In manchen Orten zeugen Familiennamen wie etwa Weingärtner oder Reber davon, dass dort wahrscheinlich einmal Wein angebaut worden ist. 

Neben der Tatsache, dass einst im Kinzigtal überhaupt Wein angebaut wurde, interessieren die Gründe für den Niedergang des Weinanbaus. War es tatsächlich das Auftreten der Reblaus, oder sind vielmehr Klimaschwankungen der Grund für Missernten und in der Folge das Einstellen des Weinanbaus gewesen? 

Die Geschichtsforscher wollen die verfügbaren Dokumente sichten, sammeln und systematisieren sowie die Informationen aus den einzelnen Orten möglichst für das gesamte Kinzigtal zusammenführen.

Ein nächstes Treffen der interessierten Geschichtsforscher ist für Mittwoch, 4. März, 19 Uhr, in der Friedrich-Hofacker-Halle in Niedermittlau geplant. 

Ein Artikel der Gelnhäuser Neue Zeitung / Kruse