Erster historischer Riesling der Weinbruderschaft abgefüllt 

1821 hatte Johannes Menge in seinem Wohnort Steinau wieder Wein angebaut. 100 Jahre zuvor war der Weinanbau wegen mehrerer Missernten in Folge aufgegeben worden. 

Doch zwei Weinstöcke aus dieser Zeit überlebten am Weinberg. Sie sind 2019 als Naturdenkmal ausgezeichnet worden. Aus diesen historischen Weinstöcken ließ die Weinbruderschaft ad via regia A.D. 1670, die als Gruppe innerhalb des Geschichtsvereins Steinau agiert, Rieslingreben ziehen. Nun ist der erste Wein aus diesen Reben gekeltert und in Flaschen abgefüllt worden. 

Schon der Ort der ersten Abfüllung lässt aufhorchen. Denn im unterfränkischen Himmelstadt öffnet am ersten Advent alljährlich ein Weihnachtspostamt. Damit jedoch hat der historische Steinauer Riesling nichts zu tun. Viel- mehr liegt es an der Winzerfamilie Gehrsitz, dass der Steinauer Riesling in Himmelstadt gekeltert wurde. Martin Gehrsitz kelterte die erst einmal bescheidene Menge von circa 45 Litern des bereits in Steinau gepressten Rebensafts. Egal wie klein die Menge ist, die einzelnen Arbeitsschritte sind dieselben wie bei erheblich größeren Mengen. Zwei Überprüfungen im Labor waren notwendig. Die Erste zeigte den Stand des Weinausbaus, die Zweite dann das Resultat. 

Gehrsitz baute den Riesling biodynamisch aus, das heißt mit den im Wein vorhandenen Hefestammzellen, ohne fremde Hefen zuzufügen. Mit Hilfe von Betonit, einer Tonstruktur, sorgte er allerdings dafür, dass der Wein nicht trüb wurde. Der Ton ziehe den Stickstoff aus dem Wein, so Gehrsitz. Weinsteinstabil habe er der Wein hingegen nicht gemacht. 

Laut Laboranalyse kam die Traube des historischen Steinauer Rieslings 2020 auf 85 Grad Oechsle. Der Jahrgang 2020 gilt mit einer Restsüße und 6,4 Prozent Säure sowie einem Alkoholgehalt von 11,6 Volumenprozent Alkohol als trockener Wein. 

Eigenhändig füllte eine Delegation der Weinbruderschaft den historischen Riesling in Himmelstadt in Halbliter-Flaschen ab, die mit einem eigens hergestellten Etikett versehen worden sind. Die Flaschen sind mit Schraubverschlüssen luftdicht verschlossen und mit einer Manschette überzogen, die mittels Hitze geschrumpft wird. 

Der Wein wird wie die beiden anderen Rebsorten (Phönix und Regent), die durch die Weinbruderschaft angebaut werden, anteilig an die Mitglieder der Weinbruderschaft ausgegeben. 

Die Stadt Steinau und der Geschichtsverein erhalten je ein Kontingent. Dabei werden auch die Kosten für den Ausbau, die Glasflaschen und Etiketten auf die Weinbrüder aufgeteilt. Verkauft wird der Steinauer Wein nicht. Dazu bedürfte es weiterer Laboruntersuchungen und pro Rebsorte einer eigenen Prüfnummer, lässt der Winzer wissen. 

Ein Artikel der KN, von Barbara Kruse / Bilder Uli Med