Ein Artikel des Bergwinkel Wochen-Bote vom 18.02.2016
Ein Artikel der Kinzigtal Nachrichten vom 16.02.2016
MARGIT STROTT-HEINRICH
Weinbruderschaft in Steinau gegründet
Anbau von Reben an historischen Stelle am Weinberg – Neuer Riesling mit Namen „Katharinengarten“.
Steinau hat jetzt eine Weinbruderschaft. Sie ist Teil des Steinauer Geschichtsverein. Die „Weinbruderschaft ad via regia A. D. 1670“ bezieht sich auf den Zusammenschluss Steinauer Weingärtner im Jahr 1670.
Während der Jahreshauptversammlung wurde die Weinbruderschaft, die als Arbeitsgruppe eigentlich schon seit dem vergangenen Jahr existiert, offiziell in den Geschichtsverein aufgenommen. Diese Aufnahme erfolgte durch den einstimmigen Beschluss der Mitgliederversammlung.
Weinanbau in Steinau hat eine lange Geschichte. Schon 1319 mussten die Steinauer drei Ohm Wein als Zehnten an das Salmünsterer Kollegialstift liefern. Der Wein wurde zu dieser Zeit am „Hundsrücker Berg“, dem „Steinesfeld“ und am „Hang unterhalb der Marborner Warte“ angebaut. Im 15. und 16. Jahrhundert kamen noch zahlreiche weitere Weinanbaugebiete in der Steinauer Gemarkung hinzu.
Gräfliche Beamte in Hanau tranken 1539 den Steinauer Wein wie Wasser, „als ob es lauter Bach gewest wer“. Lotichius, der Abt des Schlüchterner Klosters, schilderte seinem aus Steinau stammenden Freund Melchior Kling, einem Rechtsgelehrten, dass der Hundsrücker Wein „gehet sanft ein, dann aber gewinnt er Kraft und feiert wunderbare Triumphe“.
Sechs Jahre später sind 190 Weingärten in Steinau bekannt. Davon die meisten am Hundsrücker Berg. 1562, so weiß man, gab es nicht nur Steinauer Wein, sondern die Wirte kauften zur Einlagerung auch fränkische Weine aus Gambach, Retzbach, Thüngersheim und Erlabrunn, die über die sogenannte Weinstraße nach Steinau kamen. Fränkische Weine aus diesen Anbaugegenden gab es auch kürzlich bei drei historischen Weinproben zu kosten, die in der Remise des Brüder-Grimm-Hauses stattfanden.
Mehrere Missernten im 19. Jahrhundert führten dazu, dass der Anbau von Wein in Steinau beendet wurde. Als letzter Weinbergbesitzer ist der Bruder von Johannes Menge bekannt, bevor 1846 der Bürgermeister die Weinberge als „verheert“ erklärte.
Der neu gegründeten Weinbruderschaft gehören maximal 25 Weinbrüder und -schwestern an. Diese zahlen eine Aufnahmegebühr in Höhe von 200 Euro, für die sie 20 Weinstöcke erhalten. Von den Mitgliedern wird aktive Mitarbeit bei der Anpflanzung und der Pflege der Reben erwartet.
Der Wein darf nicht verkauft werden, und auch künftig wird von den Ernten ein „Zehnter“ abgegeben. Zwar nicht mehr ans Kloster, aber an die Stadt Steinau, die den Wein zu besonderen Gelegenheiten verschenken darf.
Kürzlich erhielten die Mitglieder der Weinbruderschaft in einer Feierstunde ihre Römer überreicht, die nach historischem Vorbild hergestellt wurden und von denen jeder ein Unikat ist. Jetzt gilt es für die Weinbruderschaft, die den Wein an historischer Stelle anbauen wird, dass sie keine Missernten haben, damit ihre Römer immer mit wohlschmeckendem Riesling ihres „Katharinengärtchens“, wie der Wein heißen soll, gefüllt ist.