Adolf Fuchs und Peter Grimm drechseln aus Leidenschaft

Heutzutage werden Drehmaschinen elektrisch angetrieben. Das Drechsler-Handwerk, das Holz sowohl in künstlerische als auch gebrauchsfertige Form bringen kann, ist uralt. Die beiden Hobby-Drechsler Adolf Fuchs und Peter Grimm erwecken die Kunstform in Steinau nun wieder zum Leben.

Ein Steinrelief aus dem Grab des ägyptischen Priesters Petosiris aus der Zeit 300 Jahre vor Christus zeigt einen mit Muskelkraft angetriebenen Drehstuhl. „Wie die das damals gemacht haben, ohne elektrischen Antrieb, das ist mir ein Rätsel“, sagt Adolf Fuchs. Seine Enkelin Laura hatte im Verlauf eines Praktikums ein Video über ihn und sein Hobby gedreht. Seither ist Fuchs auf der Videoplattform Youtube zu sehen. Das entdeckte Claudia Dorn vom Verkehrsbüro in Steinau und organisierte die Ausstellung seiner Werke im Schaufenster des Verkehrsbüros.

Im Keller seines Hauses in der Steinauer Altstadt hat sich Fuchs für sein großes Hobby eine Werkstatt eingerichtet, hat Werkzeuge, mit denen er filigrane, durchbrochene Holzkunstwerke herstellt, konstruiert und gebaut. Andere selbst ersonnene Werkzeuge ließ er sich anfertigen.

Immer wieder baut Fuchs Einspannhilfen, mit denen das Holz so fixiert wird, dass das entsprechende Werkzeug die gewünschte Form herausarbeitet. Dazu muss er eine genaue Planung der einzelnen Schritte vornehmen, denn was dem Holzstück einmal abhanden gekommen ist, kann nicht wieder ersetzt werden. Bei vielfach durchbrochenen Werkstücken oder wenn etwa eine Kugel in einer fertigen Holzskulptur eingeschlossen ist, kommt es genau darauf an, welche Schritte der Drechsler nacheinander abarbeitet.

Adolf Fuchs ist gelernter Schreiner, der sich in der Kunst des Drechselns allerdings als Autodidakt bezeichnet. Als Schreiner in Bellings verlor er zwei Fingerkuppen in einer Fräse. Bevor er in Pension ging, arbeitete er 20 Jahre bei der Post. 2015 kaufte er seine gebrauchte Drechselbank von Walter Basermann.

Adolf Fuchs freut sich darüber, dass das alte Handwerk wieder an Aufmerksamkeit gewinnt. Er selbst findet immer neue Herausforderungen: „Viele Sachen habe ich einmal gemacht und gut war’s.“ So manches Mal sage ihm ein Stück Holz, was es werden wolle. Andererseits könne man nicht alles planen. Das mache das Drechseln so interessant.

In Seidenroth drechselt Peter Grimm seine kunstvollen Stücke aus unterschiedlichen Hölzern. Der Seidenröther ist in der Region zudem als renommierter Chorleiter bekannt. Die Kostendämpfung im Gesundheitswesen hatte den gelernten Masseur und medizinischen Bademeister zum Schreinerhandwerk gebracht. Er baute bereits in seiner Ausbildung im Berufsbildungszentrum Fulda eigene Möbel mit verschiedenen Holzverbindungen, drehte mit einer Bohrmaschine Kerzenständer. Eine Drechselbank gab es dort nicht. Die erstand Peter Grimm dann selbst, baute eine Bockdrehbank, die er mit einem Waschmaschinen-Motor antrieb.

Es entstanden Servierplatten aus Palisander und große Schalen aus Zirbelkiefer. Auf dem Weihnachtsmarkt in Fulda erinnert er sich an vier harte Wochen. Dort drehte er vor Augen seines Publikums. Bald erstand er eine Geigerdrehbank.

Peter Grimm beschreibt das Drechseln als Leidenschaft. Diese vertiefte er mit immer ausgefeilteren Techniken und nutzte Spezialwerkzeuge. Die Herstellung durchbrochener Gefäße, für deren Herstellung fünf Achsen bedient werden müssen, haben es ihm besonders angetan.

Wenn er kunstvolle Holzgefäße sieht, deren technische Anforderungen groß sind, lässt es ihn nicht los: Er muss die einzelnen notwendigen Schritte ergründen und es selbst versuchen.

„Bei mir entwickeln sich Objekte, während ich daran arbeite“, berichtet der Holzkünstler. Manchmal komme allerdings etwas anderes dabei heraus, als zu Beginn gedacht. Grimm: „Ich finde fast jedes Holz schön!“ Aber beispielsweise gestocktes Birkenholz, in dem besonders schöne Muster entstehen, findet er „total cool“.

Bei Peter Grimm besteht auch eine besondere Verbindung zwischen Drechseln und Gesang. So macht er Fre- quenz-Übungen an der Drechselbank. Dabei geht es darum, dass die Schwingungen der Stimme genau mit denen der Drehbank übereinstimmen.

Grimm setzt dafür einen Kopfhörer auf und moduliert mit der Stimme – je höher, desto schneller. Wenn alles in der Verbindung zwischen Holz und Musik stimme, dann entstehe ein Wohlgefühl, das auch Zuhörer wahrnähmen.

Ein Artikel der Kinzigtal Nachrichten von Barbara Kruse / Bilder Barbara Kruse